Unschöne Wendungen

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Ergebnis: Zu den Türmen! (1/1 Stimmen)

Noch bevor das Morgenrot verblasst machen wir uns auf den Weg. Zwar liegen unsere beiden Gefährten noch im tiefen Schlaf und von Erkim ist keine Spur zu sehen, doch wir wollen nicht warten. Überhaupt ist es schwer nachzuvollziehen, dass unsere Begleiter immer noch an Bord sind, obwohl das lang ersehnte Ziel unserer Reise doch nun endlich erreicht ist. Staunend schlendern wir durch Gassen, über Plätze und balancieren über provisorische Brücken. Ein Stück weit lassen wir uns von einem der Flöße mitnehmen. Ein Mann der darauf als Packer arbeitet erklärt uns, dass eine riesige Maschine die Flöße zu einer ganz bestimmten Uhrzeit hierhin oder dorthin zieht. Als wir ihn fragen, ob er uns die Leuchterscheinung in der letzten Nacht erklären könne reagiert er nicht. Etwa zwei Stunden später erreichen wir einen riesigen Marktplatz. Er erstreckt sich über mehrere besonders große Flöße. Es müssen über tausend Stände auf der riesigen Fläche verteilt sein, denken wir und atmen den himmlischen Duft ein, der über den Flößen schwebt. Wir hören fröhliche Menschen miteinander reden, bemerken das ferne Schreien der Sturmtaucher* und wollen schon beinahe unser eigentliches Ziel vergessen und lieber über den Marktplatz schlendern, da beginnen die Flöße zu beben. Immer stärker vibrieren die Holzplanken und ein lautes Summen breitet sich aus. Dann hören wir die Schüsse./

Einige Stunden zuvor...

Das Klatschen von nackten Füßen auf blanken Dielen ertönt im obersten Stockwerk des einen Turmes. Eine dürre Gestalt wirft einen Blick aus dem Fenster des 12. Stockwerks. "Heute ist einer von den Tagen, an denen die Zeit langsamer vergeht.", flüstert der knochige Alte müde. Er setzt sich an einen klobigen Schreibtisch, auf welchem sich Papierberge stapeln. Kein einziges Blatt ist unbeschrieben, manche Blätter zeigen außerdem noch Zeichnungen. "Jaja... blaue Blitze und Donner. Es ist schon bald soweit. Wenn sich die große Maschine überanstrengt muss gehandelt werden...", murmelt der der Mann.Dann schreibt er mit einer zitternden Hand ein paar Wort auf einen Zettel. "Dass ich auch immer fragen muss, wenn ich den Schlüssel verwende...", schimpft er. Da wird mit einem Mal die Tür hinter ihm aufgerissen. Beinahe fällt der Alte vom Stuhl, doch er kann gerade noch nach der Tischkante greifen. "Wer bist du, was willst du?", kreischt er erschrocken. Als er sich umdreht, bemerkt er eine Gestalt. In einen schlammig grünen Umhang gehüllt steht sie vor ihm. Er versucht im Schatten der Kapuze ein Gesicht auszumachen, doch dieses wird von einer Maske verdeckt. "Gib mir den Schlüssel.", zischt die Gestalt. "Niemals!", ruft der Alte und greift nach einem kleinen glänzenden Gegenstand. Mit einem Schritt ist der Maskierte bei ihm und entreißt ihm den Schlüssel. Der Bestohlene weicht einige Schritte zurück und findet sich vor dem Fenster wieder.

(c) Finn Svenson

































Einige Stockwerke tiefer, schlägt kurz darauf ein lebloser Körper auf. "Jetzt fehlt mir nur noch der kleine Rotzbengel.", kichert der Vermummte, als der magische Strom in seine Handfläche zurückkehrt. Breit grinsend betrachtet er den kleinen Schlüssel. Ein kleiner blauer Edelstein ist in ihm eingefasst, an einer anderen Stelle scheint ein Stein zu fehlen. "Bald schon werde ich der Herrscher sein!", lacht er lauthals und blickt aus dem großen Loch in der Wand hinunter auf die Stadt.//

Einige Stunden später, nahe des Marktplatzes...

Unter die Schüsse mischen sich laute Hilfeschreie, von denen einige jäh unterbrochen werden. Erschrocken weichen wir einige Schritte zurück. Was geht hier vor? Wir werfen einen Blick hinter unsere Schulter und wollen gerade umdrehen, zum Schiff zurückkehren und Verstärkung holen, da packt uns eine seltsame Wut. Eine Wut über unsere Feigheit. Verstärkung holen? - Flüchten! Eines steht fest, nichts brennt stärker als der Hass, den man sich selbst entgegenbringen kann. Und wie um uns zu beweisen, dass wir nicht das sind auf was wir da wütend sind, stürmen wir los und werden zu etwas, was wir noch nie waren. Etwas Größeres und Stärkeres. Mit einem mal fühlen wir uns riesig groß. Glauben Marktstände zu zertrampeln und Kanäle zu überspringen auf unserem Weg. Dann erreichen wir die andere Seite des Marktplatzes. In einer von Rauchschwaden verdunkelten Gasse steht eine ummantelte Gestalt und schießt Lichtblitze in alle möglichen Richtungen. "Hahaha! Ihr versteckt den Knirps. Den kleinen frechen Knilch.", lacht die Gestalt wahnsinnig. "Ich will ihm doch nichts tun! Ich lasse ihn am Leben, hahaha!" Uns läuft es kalt den Rücken herunter. Wie wollen wir es nur mit einem magischen Geschöpf dieses Kalibers aufnehmen? "Oooooh, was für ein Held! Jetzt hab' ich Angst...", kichert die Gestalt nun und feuert uns einen Lichtblitz entgegen. Im letzten Moment werfen wir uns in einen Hauseingang. "Wo ist denn der Held? Hat er sich versteckt? Ich kann ihn im Dunkel nicht sehen.", die offensichtlich verrückte Gestalt verliert jedoch recht schnell wieder die Lust daran uns zu suchen. Stattdessen bekommt sie es langsam mit der Wut zu tun. "Woooo ist der Junge? Bringt ihn mir!", krakeelt er und wirft einen roten Feuerball in eine Hauswand, die sofort in sich zusammenbricht. Da geht plötzlich hinter uns die Tür auf. Ein kleiner Junge taucht im Türspalt auf und blickt uns mit großen Augen an. "Bitte hilf mir.", flüstert er. "Was können wir tun?", fragen wir vorsichtig. Doch er blickt mit seinen leuchtenden Augen an uns vorbei. Es ist ohne dass wir es bemerkten vollkommen still geworden. Wir drehen uns um und stellen fest, dass die Gestalt nur wenige Schritte entfernt steht. Mit zitternden Fingern drückt der Junge uns einen kleinen blauen Stein in die Hand. "Pass auf ihn auf. Mach, dass er ihn nicht kriegt!", flüstert er und rennt ins Haus zurück. Laut krachend fällt die Tür hinter ihm zu. Was für eine bescheuerte Idee, denken wir. Den Stein können wir jetzt nicht verteidigen. Vor allem nicht, wenn die Gestalt doch ganz eindeutig gesehen haben muss, dass wir ihn haben. Da spüren wir eine pulsierende Kraft, die von dem Stein auszugehen scheint. Während wir ihn vor das Gesicht heben um ihn genauer zu betrachten, entflammen die Handflächen der Gestalt. Es macht fast den Eindruck, als würden sich die Rauchschwaden zu ihm hinbewegen.
(c) Finn Svenson