Unendliche Dunkelheit

Man will es nicht wahrhaben, dass dort tief in unserem Inneren nichts ist. Liebe, übermächtige Kräfte, unglaubliche Intelligenz. Irgendwas vermuten wir dort in der Stille unseres Bewusstseins. Natürlich versuchen wir nie nachzusehen, denn was wären wir ohne das letzte bisschen Unwissen über uns selbst. Was wären wir, wenn wir herausfänden, was dort wirklich ist? Tatsache ist: Wir wären nichts. Denn genau das stellen wir fest, als die Rauchschwaden über uns langsam noch dunkler werden und in ewigen Spiralen um uns kreisen. Mit einem Mal ist alles schwarz - wenn man es so nennen kann - und wir verschwinden genau wie unsere Umgebung. Langsam verblassen wir, unsere Gedanken werden Träge und das Einzige was am Ende noch übrig ist, ist ein Hauch von Verwunderung, darüber, dass wir letztendlich Nichts sind. - Derartige Gedanken kommen uns in den Sinn, als es plötzlich wie auf ein heimliches Kommando stockfinster um uns wird. Eigentlich ist es offensichtlich, dass es sich bei diesen Gedanken ausschließlich um das Produkt unseres verwirrten Geistes handelt. Wenn wir uns tatsächlich urplötzlich in Nichts verwandelt hätten, würden wir auch nicht denken können, somit muss irgendetwas anderes geschehen sein. "...Hallo?", fragen wir unsicher in die Stille hinein und warten, bis das Wort von der Dunkelheit verschluckt wird. "Ist da irgendwer?" Ein Zittern ergreift uns. Kein ängstliches Zittern, sondern eines, wie man es bei einem leichten Erdbeben verspürt. Für einen kurzen Moment verliert man den Halt, nur um ihn wiederzugewinnen, noch bevor man das Gleichgewicht verliert. Dann taucht wie aus dem nichts ein schwaches bläuliches Leuchten auf. Untermalt wird diese mysteriöse Erscheinung von einem dramatischen Zischen. Dann... "Plop!" - Da schwebt ein kleiner blauer Stein vor uns in der Finsternis. Wir kennen ihn. "Ähm...", beginnen wir unseren Satz, "Kannst du uns verstehen?". Es dauert einige Sekunden, bis der Stein auf unsere Frage reagiert. Er spricht nicht, macht keine Geräusche und leuchtet auch nicht heller. Er verformt sich. Nach und nach wird ein Gesicht erkennbar, es wird immer größer uns größer um dann vor unseren Augen seine fertige Gestalt zu präsentieren. Eine junge Frau blinzelt kurz mit den Wimpern um uns dann genauer zu betrachten. "Was schaut ihr so bang - ihr kleinen Gesichter?", flüstert eine Stimme direkt in unser Ohr. Wir drehen uns kurz zur Seite, doch dort ist nichts. "Bist das du?", fragen wir verängstigt. "Wer sollte es sonst sein, außer mir?", flüstert es nun auf der anderen Seite. 
(c) Finn Svenson