Buch des G'sounkh


(Zuletzt aktualisiert: 26.11.)
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1. KAPITEL 
"DER ANFANG"
 *
Zuerst war da nichts, nur nichts und die Landschaft war schwarz und leer. Doch eigentlich war sie nur für einen schwarz und zwar für denjenigen der nicht da war. Doch einer war da schon und der war auch der Einzige den man sehen konnte und auch er sah nur sich allein und sonst nichts. Und er selbst war auch schwarz, weil kein Licht war, doch er sah sich selbst trotzdem, denn er wusste, dass er da war.
Und da er allein war und sonst keiner irgendwo, musste er auch der Einzige sein der Macht hatte irgendetwas zu tun, denn sonst konnte es ja niemand und nichts. Er hatte große Lust dazu, auch wenn er nicht wusste, dass es Lust war, denn er war ja allein und keiner hatte es ihm sagen können. Er wollte ein Geräusch hören, also erschuf er das Meer und den Wind. Es knallte laut, es toste kurz und eine sanfte Brise wehte, aber dann war das Meer im bodenlosen Schwarz verschwunden. Also beschloss er, dass das Meer fortan schweben sollte und der Wind auf dem Meer leben sollte und sonst nirgendwo. Von nun an rauschte das Meer und der Wind toste. Viele Jahre genoss er die berauschend neue Erfahrung, doch irgendwann wollte er mehr als hören und beschloss zu sehen. Er beschloss, dass man mit Licht etwas sehen konnte, auch wenn er nicht wusste was Licht war. Er machte einfach, dass es da war und man damit sehen konnte, denn er hatte die Macht dazu. Fortan konnte er das Meer und den Wind sehen. Weil der Wind aber zu oft das Meer verdeckte, machte er ihn unsichtbar und fortan konnte man mit Licht keinen Wind mehr sehen. Nach langer Zeit wurde ihm aber auch diese berauschende Neuheit langweilig und er beschloss ein Tier zu erschaffen. Fortan trieb ein Afkalenthironimirosakott im Wasser, der so groß war wie er selbst. Der Afkalenthironimirosakott starb aber bald, weil der aus dem Nichts ihm nichts zu essen gab und im Gegensatz zu ihm war der Afkalenthironimirosakott nicht unsterblich. Also erschuf er hunderte von sehr nackten Menschen die auf dem Rücken des zweiten Tiers dieser Art wohnten und sich gegenseitig aßen. Wenn mal einer von ihnen ins Meer fiel, konnte das Tier ihn essen. Jedes Jahr musste er neue erschaffen, weil sie sich entweder gegenseitig verzehrt hatten, oder alle bei einem kräftigen Windstoß ins Wasser gefallen und vom Afkalenthironimirosakott gefressen wurden. Da ärgerte sich der Geheimnisvolle aus dem Nichts und beschloss die Evolution einzuführen. Das passierte einfach und schnell und bald vertrugen sich auch das Tier und die Menschen mit den neuen Gefährten und konnten gelegentlich welche von ihnen verzehren. Einige der neuen Lebewesen wohnten auf dem großen Knochen- und Kothaufen des Afkalenthironimirosakott und entwickelten sich da weiter. Und auch einige Menschen zogen an Land. Das war dem Geheimnissvollen irgendwann zu kompliziert und er ärgerte sich etwas so kompliziertes geschaffen zu haben und sehnte sich das Schwarz herbei. Und dann war er fort und außer ihm gab es nichts als das schwarze Nichts. Doch das Meer und der Afkalenthironimirosakott und die Menschen und die anderen Lebewesen blieben trotzdem da, nur ganz woanders und deshalb bemerkte der Geheimnisvolle das nicht und konnte unbeschwert weitersein. Die Menschen hatten irgendwann furchtbar große Gehirne und beschlossen gemeinsam den Geheimnisvollen "G'sounkh" zu nennen und den Afkalenthironimirosakott nannten sie Schildkröte. Doch das vergaßen sie bald wieder und nannten ihn schließlich Insel. Und dann passierte noch viel mehr.
  
2. KAPITEL 
"DIE VERDAMMTEN"
AUS DEM BUCH DES FEODOR
*

Bei der ersten Ankunft* fielen alle Menschen ins Wasser. Das ging so schnell, dass der große Afkalenthironimirosakott keinen von ihnen essen konnte. Bei den nächsten Ankünften konnte er einige wenige erwischen, doch auch von ihnen gingen viele bei lebendigem Leibe in den Tiefen des unendlichen Ozeans unter. All diese Menschen zerfielen auf dem Weg nach unten und dort wo ihre Gerippe zerbarsten und zu Sand wurden, bildeten sie den Boden des Meeres, der in den folgenden Jahrhunderten und Jahrtausenden wuchs und wuchs. Irgendwann konnte man gelegentlich vom Rücken des großen Afkalenthironimirosakott den Meeresboden erkennen. Etwa zu dieser Zeit gelang es dem ersten Menschen seit jeher sich am Rücken des großen Afkalenthironimirosakott festzuhalten. Als er Hunger bekam, aß er einfach einen der auftauchenden Menschen und trank sein Blut wenn er durstig war. Wenn ihm ein Mensch besonders gut gefiel, hielt er ihn fest, sodass er nicht ins Wasser rutschte und zeigte ihm eine Stelle zum festhalten. Bald war der Rücken des Afkalenthironimirosakott bedeckt mit hungrigen und durstigen Leuten, die darauf warteten, dass ihnen ein Mensch in den Mund fiel. Wenn einer alt war und starb oder wegrutschte, wurde er auch gegessen. Etwa zu dieser Zeit tauchten Tiere auf. Erst Fische, dann Krabbentiere, die auf den aus dem Wasser ragenden Sand- und Kothaufen herumkrabbelten. Auch einige grüne Dinger wuchsen aus dem Boden. Da kam ein Mensch auf die Idee Fische zu fangen und fiel ins Wasser und ertrank. Ein anderer wusste sich festzuhalten, fing einen und aß ihn. Dann wollte er nie wieder Mensch essen, so gut fand er den Fisch und viele machten es ihm nach. Irgendwann fielen keine Menschen mehr vom Himmel sondern sie kamen aus Bäuchen. Da wollte sie keiner mehr essen, weil die Menschen das eklig fanden. Einige wollten irgendwann auch Krabben essen und sprangen vom Rücken des großen Afkalenthironimirosakott an Land, wenn es erreichbar war. Manche versuchten es auch wenn es nicht erreichbar war und ertranken. Sie aßen Krabben und liefen fortan auf den wachsenden Landmassen herum. Die, die nicht springen wollten weil sie vorsichtig waren schimpften über die an Land gehenden und verdammten sie. Doch eines Tages als der große Afkalenthironimirosakott lange weg vom Land war und gerade wieder herankam, waren da so viele Tiere, dass alle Menschen große Augen machten. Da war auch eine Schlange und die sagte: „Kommt herüber und esst Äpfel oder mich.“ Da sprangen fast alle Menschen herüber, denn sie wollten Schlange probieren. Nur einige waren besonders vorsichtig und wollten lieber Fisch essen und den großen Afkalenthironimirosakott ehren, wie sie sagten. Die blieben auf seinem Rücken und bewegten sich weiter durchs Meer. Irgendwann bewegte sich der große Afkalenthironimirosakott nicht mehr, aber er atmete manchmal. Da krabbelten einige Krabben an "Land" und auch einige Tiere schwammen herüber. Außerdem wuchsen einige Pflanzen. Da freuten sich die Afkalenthironimirosakott-Bewohner sehr und schimpften noch mehr über die anderen, die sie verdammten.

*Die Ankunft
Man nennt jede Welle von auf
dem Afkalenthironimirosakott
auftauchenden Menschen (vor
der Zeit der Evolution) "Ankunft".